Wir werden früh geweckt. In einem Fischereihafen zu liegen hat eben Nachteile. Hier geht es schon vor Sonnenaufgang hektisch zu.
Auch das Wasser im Hafenbecken sieht deutlich unfreundlicher aus als am Vortag. Heute würde es mich deutliche Überwindung kosten, da hinein zu steigen.

Aber es wird Zeit für den Rückweg.

Nach einem Schälchen heißen Kaffee beschließen wir, auch die Leinen los zu machen und den letzten Fischern hinaus aufs Meer zu folgen. Frühstück schmeckt dann da draußen beim Sonnenaufgang bestimmt auch besser.

Vor der Mole des kleinen Hafens empfängt uns heute ein frisches Lüftchen, das wir die letzten beiden Tage so sehr vermisst haben. Das Wasser zeigt leichte Kräuselung, der Wind säuselt mit 5-7 Knoten darüber hinweg.

Wir setzen die Segel und kreuzen in großen Schlägen gegen den nördlichen Wind an.

Am Vormittag haben wir bereits die Landzunge quer achtern auf Backbord und können nun hart am Wind nach Nordwest bis zu dem Kanal, in in dem wir zwei Tage vorher noch aufgelaufen sind, durchsegeln.

Aufgrund des guten Windes, er frischt zwischenzeitlich auf ca. 10 Knoten auf, und des noch jungen Tages entschließen wir uns, bis Monastir durchzusegeln.
So setzen wir ca. eine Seemeile vor dem Kanal wieder auf nordöstlichen Kurs und segeln weiter auf Steuerbordbug am immer mehr Kraft gewinnenden Wind aus nördlicher Richtung.

So langsam macht das Segeln richtig Spaß, und ich spüre, welche Sicherheit einem die Masse des Bootes in dem zunehmend welligen Wasser gibt. Mit leichter Krängung und sanften Hub-Bewegungen schiebt es sich fast durch die sich inzwischen auch teilweise schon leicht brechenden Wellenkämme. Ein Rollen oder Stampfen ist kaum zu verspüren.

Jede Wende mit dem Boot ist ein Kinderspiel, selbst einhand. Segel dicht holen (erst Groß, dann Besan) und dann das Ruder umlegen. Durch die Masse schiebt es den Bug sicher durch den Wind, danach fiert man das Besan und wenn das Boot auf dem neuen Kurs ist, kann man nach vorn und das Groß auch entsprechend fieren. Danach den Kurs ggf. kontrollieren oder das einfach den Autopiloten machen lassen.

Nach zwei weiteren Schlägen haben wir bereits die Inselgruppe vor Monastir erreicht, auf deren nordöstlicher Spitze der Leuchtturm und das Wrack in den Himmel ragen. Wir überlegen kurz, ob wir nicht die Segel einholen und unter Maschine durch eine schmale Passage zwischen den Inseln fahren, um abzukürzen. Es erscheint uns dann doch zu unsicher, und da wir Zeit haben, wenden wir wieder hinaus in Richtung offene See.

Wir kreuzen weiter gegen den Wind, bis wir Wrack, Leuchturm und Inseln hinter uns lassen und direkten Kurs auf Monastir nehmen können.

Hier zeigt mir der Eigner auch, wie einfach das Reffen der Segel erfolgt. Nicht, dass es wegen des Windes nötig wäre, aber doch gut, auch das einmal gemacht zu haben.
Zunächst reffen wir das Besan, indem wir es weit auffieren, bis es killt. Das Boot fährt stabil auf Kurs mit dem Groß weiter. Jetzt kann man in Ruhe das Fall lösen, das Segel zwischen die Holme des Gabelbaumes bis zum 1. Reff fallen lassen und mit den zum Mast geführten Reffleinen sichern. Danach wird das Besan wieder an den Wind geholt und die gleiche Prozedur am Groß wiederholt.
Da das Boot immer mit einem Segel am Wind weiter fährt, liegt es relativ ruhig und man kann alles ohne Hektik durchführen.

Ich beginne immer mehr, Zweimaster zu lieben.

Kurz vor der Marina drehen wir den Bug in den Wind und bergen beide Segel. Sie fallen nacheinander in die Seilschlaufen, die lose zwischen den Holmen der Gabelbäume hängen – fertig. Am Liegeplatz können sie dann noch in Ruhe verzurrt und ggf. abgedeckt werden.

Mit Maschine laufen wir in der Dämmerung wieder in den Heimathafen ein, ein guter Freund (Franzose, ein paar Boote neben uns) und ein Mitarbeiter der Marina stehen schon bereit, um die Festmacher an Land entgegen zu nehmen.

Bei einem leckeren Abendessen im „The Captain“ in der Marina lassen wir den Tag ausklingen.