Der Morgen erwacht …

In der Nacht hat es ein wenig geregnet und auch gewittert.

In den frühen Morgenstunden war es aber kein Gewitter, das uns weckte. Die Küstenwache lag längsseits, um uns zu kontrollieren.
Etwas ungewöhnlich, die Zeit – aber die Beamten waren freundlich. Nachdem sie kurz die Papiere gesichtet hatten, waren genau so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind.

Wir gönnen uns noch ein paar Minuten Schlaf, dann geht es mit einem Kopfsprung in das spiegelglatte, azurblaue Wasser. Bei gut 25 °C Wassertemperatur sehr angenehm.

Nach dem Frühstück schauen wir auf die Windvorhersage. Wir planen weitere 20 Seemeilen weiter Richtung Süden zu segeln.
Dort ist ein kleiner Fischerort, sehr ursprünglich und jetzt, wo kaum Touristen im Land sind, sicherlich doppelt so schön.

Ohne Eile lichten wir den Anker und fahren mit Motorkraft durch die markierte Fahrrinne hinaus in Richtung offene See.

Mit halb achterlichem Wind lassen wir uns unserem Ziel entgegen schieben. Im Laufe des Tages dreht er auch noch leicht auf Nord-Ost, so dass wir mit halbem Wind zügig voran kommen. Obwohl der Wind nach wie vor sehr schwach ist, sind wir mit ca. 4-5 Knoten unterwegs.

Ich übernehme das Ruder, bis ich einsehe, dass der Autopilot das besser kann.

Zwischendurch schalte ich den Autopiloten ab und halte das Boot selbst auf Kurs.
Ich merke aber schnell, dass meine notwendigen Kurskorrekturen deutlich heftiger ausfallen als die des Autopiloten. Dieser reagiert offenbar deutlich feinfühliger und findet so sehr schnell die ideale Ruderstellung. Also lasse ich nach kurzer Zeit die Technik wieder arbeiten und beobachte, wie das Meer an mir vorbeizieht.

Und nicht nur das Meer, wie ich erstaunt feststelle. Auch ein paar Delphine ziehen vorbei, nur in die andere Richtung als die Wellen. Sie überholen uns, umkreisen das Boot, um dann erneut an Backbord an uns vorbei zu schwimmen.

Hinter einer Landzunge geht es wieder mehr Richtung Süden. Der Wind hat leicht auf West gedreht und wir müssen halsen. Meine erste Halse auf einem Zweimaster.
Der Eigner holt die Großschot dicht, ich das Besan und fahre die Halse selbst. Ist einfacher als gedacht. Es würde auch einhand und bei mehr Wind gut machbar sein, indem man ein wenig mehr abfällt, das Groß im Windschatten des Besan dicht holt und dann nach hinten geht und mit dem Besan die Halse fährt. Danach das Groß fieren und den neuen Kurs setzen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Mahdia.
Die Zufahrt zur Marina befindet sich südlich der Landzunge, auf der malerisch die Festung des kleinen Fischerdorfes thront.

Jetzt gilt es einen Ankerplatz zu finden. Die meisten Liegeplätze sind den vielen Fischern vorbehalten. Wir gehen neben einer Yacht längsseits, die selbst neben einem größeren Ausflugsboot liegt und offenbar gerade renoviert wird.

Leider teilt man uns mit, dass das Ausflugsboot heute noch für ein paar Stunden ausfährt. Wir müssten dann immer wieder ablegen und danach neu festmachen. Also entscheiden wir, weiter in den Fischereihafen hinein zu fahren. Dort, neben den Zollbooten, ist eventuell noch ein freier Platz.

Nach dem Zwangs-Bad im Hafenbecken …

Plötzlich ein leichter Ruck. Der Eigner (er steht am Ruder) kuppelt sofort die Maschine aus, bevor ich überhaupt begriffen habe, was passiert ist. Wir treiben nun manövrierunfähig im Hafenbecken. Irgend etwas hat wahrscheinlich unseren Propeller blockiert.
Also greife ich mir Maske und Flossen, binde einen Seitenschneider und ein Sägeblatt an ein Band, dass ich mit dem anderen Ende am Handgelenk sichere und steige in die Brühe des Hafenbeckens.
Ein armdickes Tauende hat sich mit einigen kürzeren Seilstücken um Propeller und Welle gewickelt.
Ich tauche auf, um neu Luft zu holen und versuche nun, die Enden zu entwirren und abzuwickeln. Zum Glück geht das nach dem Durchtrennen einiger dünner Fäden ganz gut. Nach einem zweiten Luftschnappen kann ich auch das letzte Ende entfernen und unser Boot ist wieder flott.

Zum Glück haben wir noch Wasser im Sack der mobilen Dusche.

Nachdem wir das Boot gut vertäut und uns beim Hafenmeister angemeldet haben, gehen wir in den Ort. Enge Gassen, freundliche Menschen und ein Schmuckgeschäft neben dem anderen.

Straßenkaffee in Mehdia

Wir finden ein kleines Straßenkaffee und genießen ein Tässchen arabische Köstlichkeit.

Abends werden wir hier auch etwas essen gehen. Bis dahin lasse ich das Flair dieses kleinen Ortes auf mich wirken.

Die Menschen haben hier bestimmt kein einfaches Leben, und durch den jetzt weggefallenen Tourismus ist vieles sicher noch schwerer.

Trotzdem sind alle freundlich und nett – nicht nur zu uns offensichtlich Fremden.

Auch das Arabisch klingt hier in Tunesien viel freundlicher, wärmer als zum Beispiel in Ägypten, wo ich immer das Gefühl habe, dass gleich die Messer gezogen werden, wenn sich zwei Männer unterhalten (dabei sind es meist freundschaftliche oder rein sachliche Gespräche – klingt halt für europäische Ohren nur nicht so).

–> zum 3. Tag