Steht man vor der WAHOO, sieht man einen klassischen Rumpf mit Knickspant, ein unverbautes, relativ flaches Deck mit einer überdachten Cockpit-Plicht am Heck und zwei wuchtige, unverstagte (also freistehende) Masten – der erste ziemlich weit vorn, der zweite etwa zum Beginn des achterlichen Drittels vom Rumpf. Die Masten sind über Deck nicht höher als das Boot lang ist.
Die beiden Hauptsegel ragen wie zwei große Trapeze empor, ein Jib-Dreieck zwischen Bugspriet und vorderem Mast ergänzt zu über 120 m² Segelfläche am Wind.
Schaut man genauer hin, fallen die Unterschiede zu anderen Booten mit zwei Masten deutlich auf:
- Das Vorsegel überlappt nicht das vordere Groß – damit kann es selbstwendend vor dem vorderen Mast geführt werden. Ein großer Vorteil beim Einhandsegeln am Wind.
- Beide Hauptsegel sind um den Mast gelegt und doppelt zum Achterliek geführt. Da die Masten freistehend sind, ist das möglich. Gestreckt durch einen Gabelbaum unten und eine waagerechte Gaffel am Top bilden beide Stoffbahnen zusammen an jedem Mast ein nahezu ideales aerodynamisches Profil in Trapezform.
Der Anstellwinkel dieses Profils kann durch den Baum unten und die Gaffel am Top über die gesamte Segelfläche kontrolliert werden.
Ähnliche Segelprofile werden heute in meist relativ starrer Ausführung (Wing-Sail) bei Hochleistungsyachten im Rennsport eingesetzt – dies Segel hier stammen aus den 90ern und nutzen bereits das gleiche Prinzip.
Das Wing-Sail
Dieses Konzept, das hier gleich an zwei Masten gefahren wird, ist um einiges effektiver als die auf Segelyachten üblicher Weise gefahrenen dreieckigen Segel.
Der Vortrieb wird hier sowohl hart am Wind wie auch bei seitlichen und sogar achterlichen Winden aus der aerodynamischen Form der Segel gewonnen. Zusätzlich bilden sich bei diesem Segelquerschnitt keine bremsenden Verwirbelungen hinter dem Mast, wie sie bei überlicherweise angeschlagenen Segeln zwangsweise entstehen.
Hart am Wind
Hart am Wind werden diese Segel wie das Groß einer üblichen Yacht angestellt. Der scheinbare Wind, der als Resultat von wahrem Wind und Fahrtwind die Segel umstreicht, führt auf der konvexen Lee-Seite des Segels zu einem Unterdruck und damit einer Sogwirkung, die einerseits zu einer Krängung des Bootes führt, vor allem aber einen Vortrieb nach vorn erzeugt.
Über die Gabelbäume können dabei beide Stoffseiten des Wing-Segels gestreckt oder gelockert werden. Dadurch ist die Wölbung des Profils gut an die Windbedingungen angepassbar.
Zusätzlich kann ein Jib als Selbstwendefock die Segelfläche vergrößern.
Seitlicher Wind
Bei etwa 70° – 120° scheinbarem Wind lassen sich immer noch sehr gute Segelprofile ausrichten.
Die Segel können dank fehlender Stage und Wanten in jede beliebige Richtung ausgefiert werden. Über die verbundenen Gaffeln am Top lassen sich die Profile über die gesamte Segelhöhe ideal an die Windbedingungen anpassen.
Knapp 100 m² Segelfläche bringen auch hier einen sehr guten Vortrieb.
Das Jib ist dann nicht mehr sinnvoll nutzbar, aber auch nicht nötig.
Interessant ist, dass bei leicht achterlichem Wind durch die Sogwirkung der Profile sogar eine leichte Krängung nach Luv auftreten kann (siehe Foto).
Achterlicher Wind
Dreht der Wind noch weiter nach Achtern, können im Gegensatz zu herkömmlichen Segeln immer noch die aerodynamischen Profile genutzt werden.
Während der Besan-Baum weiterhin auf der Leeseite bleibt, wird der Baum des Groß nach Luv geholt.
Der Besan-Baum wird dabei bis 90° oder weiter ausgefiert und durch einen Bullenstander stabilisiert. Damit wird auch weiterhin das aerodynamische Profil genutzt und nicht die reine Schubwirkung des achterlichen Windes.
Beim Groß wirkt jetzt das Achterliek als Windeintrittskante und auch dieser Baum wird so weit gefiert, dass sich das Segel zum Profil auswölbt. Hier ist eine Sicherung mit Bullenstander besonders wichtig. Das Profil ist zwar nicht ideal, da quasi von hinten angeströmt. Auf der Lee-Seite würde es aber stark vom Besan abgedeckt und somit wirkungslos.
Beide Profile zeigen jetzt eine Sogwirkung nach vorn und Luv, weshalb der Rumpf auch vor dem Wind gut gegen Rollbewegungen stabilisiert wird und eine leichte Krängung nach Luv auftritt.
Alternativ kann bei achterlichem Wind auch der große Blooper am vorderen Mast aufgezogen werden. Dieser wirkt dann wie andere Vorsegel auch „nur“ als Windfang und nicht aerodynamisch.
Das Groß wird hierbei in der Regel eingeholt, das Besan kann stabilisierend weiter gefahren werden (auf Lee).
Da das Groß nicht gesetzt ist, kann der Blooper mit einem Spie-Baum gegen den so freien vorderen Mast auf der Luv-Seite ausgestellt werden. Die Leinen werden über Rollen bis auf die Winschen im achterlichen Cockpit geführt.
Reffen der Segel
Beim Reffen wird über das Fall die jeweilige Gaffel am Mast herab gelassen. Reffleinen für die zwei Reff-Stufen sind dauerhaft durch entsprechende Augen am Gabelbaum zum Mast geführt. Dadurch lassen sich direkt vom Mast aus die Segel in der gerefften Stellung fixieren und neu trimmen.
Beide Segel kann man in Ruhe jeweils vom Mast aus einzeln reffen – das Boot fährt ruhig weiter auf Kurs mit dem anderen Segel. Es gibt auch kein Rumgeturne am Baum, um den gerefften Teil zu bergen – das Tuch fällt einfach zwischen die beiden Holme des Gabelbaums in die darunter verlaufenden Schlaufen. Zur Not kann man am Baum durch Zug an den Reffleinen ein wenig nachhelfen.
Der Rumpf
Der Rumpf ist mit klaren Linien und einem flachen Kielboden gestaltet. Das schafft eine hohe Stabilität in der Wasserlage.
Unter der Mitte des Rumpfes erstreckt sich über die halbe Bootslänge der Kielkasten, der auch ohne ausgefahrene Schwerter bereits für ein gute Kurstabilität sorgt. Gleichzeitig schützt er mit seinen massiven Wänden den dahinter befindlichen Propeller und das Ruder.
Der Tiefgang beträgt nur 1,3 Meter, weshalb man auch in flachen Bereichen mit der WAHOO fahren kann, die sonst nur Katamranen vorbehalten sind.
Wird am Wind der seitliche Abtrieb zu groß, können ein oder zwei große Schwerter ausgefahren werden. Da die Schwertkästen überwiegend unter dem Rumpf sind, nehmen sie im Innenraum keinen Platz weg.
Es gibt auch keine Öffnung unterhalb der Wasserlinie ins Bootsinnere für die Schwerter. Die Seile für das Heben und Senken laufen jeweils durch ein massives Rohr nach außen, das bis kurz unter die Kabinendecke und damit weit über die Wasserlinie reichen.
Generell verfügt der Rumpf über keine Öffnungen im unteren Bereich.
Als weitere konstruktive Besonderheit verfügt der Rumpf über vier massive Heißpunkte, an denen er über einen Kran gehoben werden kann. Mitunter die einzige Möglichkeit, wenn kein entsprechend dimensionierter Bootskran verfügbar ist.