Das Corona-Virus hat meinen zweiten Termin in Tunesien zu Ostern verhindert.
Aber Ende Juni öffnet die tunesische Regierung die Grenzen auch wieder für Touristen, und wer aus Deutschland kommt, muss nach der Einreise nicht in eine Quarantäne.
Also spreche ich mich kurz mit dem Eigner des Gaffel-Schoners dort ab und buche Hin- und Rückflug. Der Eigner findet keinen geeigneten Direktflug aus der Schweiz, so kommt er zuerst nach Berlin und wir fliegen ab Tegel gemeinsam über das Mittelmeer. Zufällig reiht er sich am Check-In in Tegel kurz hinter mir in die Schlange ein. So können wir bereits dir Sitzplätze nebeneinander buchen.
Am Abend sitzen wir dann gemeinsam in der Marina bei einem leckeren Abendessen und freuen uns auf die nächsten 10 Tage – dann geht mein Flug zurück. Der war zwar nur nach Hannover buchbar statt nach Berlin – aber das passt schon. Für den Rest gibt es die Deutsche Bahn.
Am nächsten Tag …
Es gibt ein straffes Programm:
Der lange Winter hat seine Spuren an Deck hinterlassen, viel Staub aus der Wüste ist in jede Ritze gekrochen. Da hat der Wasserstrahl aus dem Schlauch jede Menge Arbeit.
Daneben ist der Eigner unterwegs, um im Fischereihafen einen Termin für das Kranen und die Erneuerung des Antifouling auszumachen.
In der Zwischenzeit kann ich ausgiebig die doch etwas andere Takelage dieses Schoners studieren. Alles scheint sehr durchdacht und auf das notwendige Maß reduziert.
„K-I-S-S – Keep It Simple and Smart“ heißt es hier.
Am nächsten Tag geht es die knappe Seemeile zum Fischereihafen. Wir haben zwar die Segel vorbereitet, aber der Wind ist so schwach, dass wir die Strecke dann doch unter Maschine fahren. Das Ruder überlässt der Eigner mir – dass ich ein Gefühl für den „Pott“ bekomme.
Nach kurzer Wartezeit hebt der Kran auch schon die gut 20 Tonnen aus dem Wasser und stellt das Boot auf die vorbereiteten Böcke. Jetzt sind die Jungs von der Werft dran, das Unterschiff zu reinigen und für den neuen Anstrich vorzubereiten.
Tag 2 in der Werft:
Das Unterschiff ist sauber, nun kann ich das Boot auch in Ruhe von unten inspizieren.
Mein mitgebrachtes Ultraschall-Messgerät zeigt am Kielboden gute 10 mm Stahl an, an der Rumpfseiten 7 mm. Damit könnte man vermutlich auch sicher durch leichtes Schelfeis fahren.
Insgesamt setzt sich außen der gute Pflegezustand von innen fort: durchgehender Rostschutz.
Ein paar kleine Roststellen (vor allem an der Wasserlinie) werden von den Werftmitarbeitern fachmännisch beseitigt und neu versiegelt.
Noch ein Tag für das neue Antifouling, und dann kehrt das Boot zurück ins Wasser. Unter Maschine geht es zurück in die Marina.
Am Abend bereiten wir alles für einen mehrtägigen Ausflug entlang der tunesischen Küste vor in Richtung Süden vor.
Der Wind wird leider unbeständig bleiben, so dass wir verschiedene Routen planen – je nach Wetter.
Am 6. Tag geht es dann auf zur ersten Probefahrt mit einem chancenreichen Kandidaten für meinen nächsten Lebensmittelpunkt.