Da bin ich also in Tunesien, habe mir meinen Traum vom eigenen Segelboot erfüllt (und was für eines) und darf damit nichts machen.

Einen kleinen Trost gibt es:
Neben uns liegt die Sparrow. Am Heck weht die Flagge Neuseelands, was im Mittelmeer sehr exotisch wirkt. Ein Mann und eine Frau leben auf dem Boot. Und an Land steht auch ein PKW, allerdings mit slovakischem Kennzeichen. Das verwirrt noch mehr.

Abendhimmel im Juli über der Marina. Der weiße Punkt am Himmel sind übrigens Venus und Mars ganz eng beieinander. Nur mit dem Fernglas kann man sie auseinander halten.

Ich spreche sie an – und ja, er heißt Peter, ist Neuseeländer und verheiratet mit Dasha. Sie kommt aus der Slovakei bzw. der Tschechei – zu ihrer Geburt war es noch ein Land und sie lebte immer an der Grenze. Durch meinen tschechischen Familiennamen ist sofort das Eis gebrochen.

Und ja, die beiden quält das gleiche Problem: Auto im Pass heißt, kein Segeln.

Sie haben schon einiges probiert; offensichtlich kann man wohl sein Auto nach Tunis zum Zoll bringen, dort eine Kaution hinterlegen (dass man es wieder abholt – und je älter das Auto, um so höher die Kaution) und dann das Auto im Pass freigeben lassen. Das wären aber 150 km nach Tunis, Kaution bezahlen und 150 km mit dem Taxi wieder zurück (Auto bleibt ja dort). Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Zoll und Behörden in Tunis ein Erlebnis, auf das ich gern verzichte.

Octopus-Salat mit Knoblauch, Zwiebel und Olivenöl – leckerer als es auf den ersten Blick …

Am Abend kocht Nicolaus. Er ist auf dem Markt fündig geworden.

Eigentlich kocht er schon den ganzen Tag. Die Ärmchen und der Rumpf von den kleinen Octopussen müssen ziemlich lange garen, dass sie weich werden.

Am Ende werde ich mit einem Salat überrascht, der wirklich lecker ist. Das Rezept muss ich mir unbedingt besorgen.

Am nächsten Tag versuchen wir unser Glück beim Zoll am Flughafen. Was in Tunis am Hafen geht, müsste doch hier auch gehen: Das Auto wird im Cargo-Transit-Raum abgestellt, aber natürlich nicht verschickt. Damit ist es formal außer Landes und kann aus meinem Pass gelöscht werden. Ich kann mit dem Boot auch das Land verlassen und vor der Rückreise hole ich das Auto am Flughafen wieder ab.

Wir verbringen ca. 2 Stunden auf dem Flughafen, gehen von einem Beamten zum nächsten – bis uns am Schluss die nächste BK folgt: „Das geht nur in Tunis“.
Vielleicht lag es daran, dass wir unsere Bitte nicht mit kleinen, nicht fortlaufen nummerierten Scheinen unterlegt haben?
Aber das mache ich aus Prinzip nicht – zumindest nicht im Voraus. Hinterher ein kleines Trinkgeld – ja, damit hätte ich kein Problem, wenn ich auf besondere Weise Danke sagen will.

Also beleibt nur, einen Co-Skipper zu finden, der die WAHOO zusammen mit Nicolaus nach Italien und zurück segelt.

Nach vielen Telefonaten haben wir eine Person gefunden – die frühere Begleiterin von Nicolaus auf der WAHOO kommt für eine Woche nach Tunesien geflogen. Das Ticket zahle ich – logisch. Auch die Bahnkosten zum Flughafen. Schließlich ist es ja in meinem Interesse, wenn das Boot noch vor Anfang September neu in Tunesien einklariert wird. Und dafür muss es vorher raus …

Die Zeit bis dahin vertreibe ich mir mit Plänen für Umbauten an der WAHOO, kleineren Reparaturen, schon mal die Segel anschlagen, … – und endlich auch im Meer baden.

In der nächsten Woche ist es dann so weit: Am Mittwoch machen Marlena und Nicolaus die Leinen los und verlassen Monastir mit meinem (!) Boot in Richtung Lampedusa.

Die Grenzpolizei wacht übrigens penibel darauf, dass ich mich nicht doch noch irgendwie an Bord schummel.
Als mein Auto nach 10 Minuten immer noch am Liegeplatz steht, kommt ein Officer sogar persönlich gucken und ist sichtlich erleichtert, als er mich im Auto sitzen sieht. Ich erkläre ihm kurz, dass ich auf dem Nachbarboot schlafen werde, und er schlendert zurück ins klimatisierte Büro.

Die beiden haben gut Lachen, mir ist eher zum Heulen …

Ich schnappe meine Tasche und ziehe vorübergehend auf die Beneteau des Neuseeländers. In einer der beiden Achterkabinen darf ich es mir gemütlich machen …