Ich beziehe mich in diesem Abschnitt auf die sehr umfangreichen Ausführungen und Dokumentationen des „Schöpfers“ der WAHOO, Nikolaus Gutknecht.
Nikolaus ist viele Jahre auf verschiedenen Booten – als Skipper, in Charter und mit Freunden – über die Meere gesegelt und hat dabei die verschiedensten Erfahrungen auf verschiedenen Segelbooten gesammelt. Diese sind alle in seinen individuellen Traum vom (für ihn) idealen Boot eingeflossen.
Mitte der 1980er Jahre entstanden die ersten Entwürfe, kurz danach konnte er mit Unterstützung seiner Familie (Werkhalle, Maschinen, Geräte) mit dem Bau mitten in der Schweiz, in Frasnach in den Hallen der Bruderer AG beginnen.
Der gesamte Rumpf ist als Knickspanter ausgeführt. Alle 80 cm stehen die Hauptpanten aus Rahmenprofilen, mittig dazwischen gibt es immer noch je einen Hilfsspant. Vier Schottwände teilen den Rumpf in 5 Sektionen. Die Wände von der 2. Sektion (Bugkabine) zur 3. Sektion (Salon) und von der 3. zur 4. Sektion (achterliche Kabine) sind mit einer Stahltür abdichtend verschließbar.
Der Kielkasten ist direkt in den Rumpf einbezogen. Er wird später die beiden schwenkbaren Kielschwerter aufnehmen und von oben die beiden Hälften des Wassertanks bzw. des Dieseltanks.
Die Kielkästen wurden nach Montage von Innen erhitzt, dann in diesen vorgewärmten Raum das Blei gegossen. In das noch flüssige Blei wurden die vorbereiteten Niro-Tanks versenkt und oben mit dem Rumpf luftdicht verschweißt.
Die Kielplatte und der Kielkasten bestehen aus 10 mm Stahl, die Seitenwände des Rumpfes sind aus 6-7 mm Stahlplatten geschweißt. Die Aufbauten und das Schanddeck sind aus rostfreiem Stahl gefertigt.
Nach der Fertigung des Rumpfes wurde dieser komplett sandgestrahlt und anschließend mit Zinkstaubfarbe / Epoxy versiegelt.
Der Innenraum wurde zwischen den Spanten mit PU-Schaum isoliert, auf den Spanten mit Schaumbändern.
In den Spanten sitzen Gummidübel mit Gewinde, an denen später die komplette Innenverkleidung verschraubt wird.
Insgesamt gibt es unter der Wasserlinie nur zwei Durchbrüche.
Diese dienen der Führung der Seile für die beiden Schwerter und werden im Bootsinneen durch eingeschweißte Rohre bis kurz unter das obere Deck geführt. Beide Öffnungen dienen auch dem Ansaugen von Meerwasser als Brauchwasser bzw. als Ablauf aus der Küchenspüle. Weitere Öffnungen gibt es unterhalb der Wasserlinie nicht, was deutlich mit zur Sicherheit beiträgt (keine Seeventile nötig).
Die Kühlung der Maschine wird durch eine Außenhautkühlung realisiert. Der großflächige Kühler befindet sich unter der hintersten Bootssektion, dem Maschinenraum. Damit muss kein Kühlwasser aus dem Meer angesaugt werden.
Nach der Fertigstellung des Rumpfes wurde dieser nach Basel transporttiert und dort im Auhafen das erste Mal in das Wasser des Rhein gesetzt.
An Deck gibt es für das Kranen vier starke Ösen, die die gesamte Last des Bootes aufnehmen können.
Die Masten wurden aus Alu-Rohren mit einem Durchmesser von 30 cm gefertig. Unten haben sie eine Wandstärke von 11 mm. Ab einer Höhe von 2,40 m wurden sie bis zum Top auf 4 mm Wandstärke schlanker gehobelt. Im Top sind sie wasserdicht verschlossen, so dass sie bei einer Kenterung ein sehr starkes Auftriebsmoment (je Mast ca. 3,5 m³ Luftkammer) erzeugen, welches die WAHOO immer wieder aufrichtet.
Die Gabelbäume sind ebenfalls aus Alu-Rohren gefertigt und liegen wie das Segel frei um den Mast – ähnlich wie das Segel eines Surfbretts.
Alle Luken zu Stauräumen im Rumpf (Ankerkasten, Backskisten in der Cockpitplicht, Abdeckung Motorraum) sind mit einer Edelstahlrinne umfasst. Die Lukendeckel passen mit ihrem Rand genau in diese Rinne. Die Rinnen selbst verfügen über einen Wasserablauf nach außen, so dass überbordendes Wasser wie auch Regenwasser nicht bzw. kaum in diese Stauräume gelangen kann. Die gesamte Cockpitplicht am Heck verfügt überdies über ein großzügig dimensioniertes Lenzrohr, welches das Wasser unmittelbar vor dem Achtersteven ins Meer ableitet.
Alle Lukendeckel lassen sich von innen durch massive Stahlriegel gegen unerlaubtes Öffnen sichern.
Die seitlichen Fenster in der Bordwand wie auch im flachen Aufbau über dem Salon sind aus 10 mm starkem Acrylglas gefertigt und mit Dichtungsmaterial und entsprechenden Formschienen aus Stahl an der Bordwand von innen, am Aufbau von außen wasserdicht befestigt.
Die Luken sind mit einsprechendem Rahmen und Dichtungsmasse von oben auf die entsprechenden Öffnungen gesetzt und von innen verschraubt. Die drei großen Luken (2 in der achterlichen Kabine, eine in der Bugkabine/Werkstatt) sind mit je einer Evakuierungsleiter aus Stahl versehen, die von innen unter die Luke geklappt auch als Einbruchschutz dienen.
Die beiden Masten stehen auf dem Kielboden auf massiven Zapfen im Innern des Alurohres. Oben werden sie in je einer massive Stahlhülse mit Kunststoffkeilen gehalten. Eine Manschette verhindert das Eindringen von Wasser.
Die Stahlhülsen sind in alle Richtungen mit entsprechenden Streben fest mit dem Rumpf verbunden.
Über die beiden Haltepunkte (Kielboden, Hülse im Kabinendach/Schanddeck) können beide Masten freitragend realisiert werden. Es gibt also keinerlei störende Wanten oder Stagen, die die Segelführung beeinflussen können. Die Stabilität jedes einzelnen Mastes ist dabei so berechnet, dass das maximal aufnehmbare Drehmonent jeweils deutlich größer als das aufrichtende Moment des Bootes ist.
Beide Masten sind gleich groß, der vordere Mast steht sehr weit vorn (Cat-Schoner). Dafür bleibt wenig Platz für ein Vorsegel (Genua, Fock). Dieses kann nur an einem zusätzlich auszufahrenden Bugspriet gesetzt werden und ist als selbstwendendes Fock ausgeführt.
Mehr zur Segelführung im nächsten Kapitel
Der Innenausbau besteht im Wesentlichen aus drei Räumen:
– Bugkabine mit einer Doppel- und darüber einer Einzelkoje,
– großer, offener Salon mit Esstisch, Pantry, Navitisch und zwei zu je einer doppelten Etagenkoje umbaubaren Sitzbank
– achterliche Kabine mit großer Doppelkoje und einer seitlichen Einzelkoje.
Damit bestehen unter Deck Schlafmöglichkeiten für bis zu 10 Personen.
Zwischen Bugkabine und Salon ist seitlich eine Nasszelle mit Toilette, Waschbecken und Dusche abgeteilt.
Die achterliche Kabine (Eignerkabine) befindet sich durch die erst dahinter liegende Sektion für die Maschine noch sehr mittig des Rumpfes. Dadurch sind die Schiffsbewegungen hier besonders ruhig, diese Lage ist bewusst gewählt.
Das gesamte Oberdeck ist weitgehend unverbaut.
Mittelpunkt ist die „Brücke“ hinter dem Besanmast. Von hier aus gelangt man über den Niedergang neben dem Mast in den Salon sowie auch an beiden Seiten nach achtern in die großzügige Cockpitplicht.
Zwei seitliche, breite Laufstege führen von der Brücke zum Bug in die Ankerplicht, die ebenfalls vertieft liegt und so am Bug ebenfalls einen geschützten Platz zum Arbeiten bietet.
Das Cockpit selbst wurde anfangs von einem hölzernen Gestell überdacht.
Inzwischen trägt hier ein stabiles Gerüst aus Aluminium-Rahmen die Navigationsgeräte sowie drei Solarpaneele.
Bei Bedarf kann das Cockpit mit entsprechenden Persennig-Bahnen mit eingesetzten Sichtfenster rundum verschlossen werden.